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Sichtbarkeit für Personal Brands: Interview mit Helen Woltering von Wild Women Studios

Helen Woltering ist Gründerin von Wild Women Studios, Brand Building Consultant, Creative Director und Systemischer Coach. Ihre Mission ist es, “Frauen wieder mit ihrem wahren Wesenskern, mit ihrer inneren "wild woman" zu verbinden und ihr Potenzial gemäß ihrer natürlichen Veranlagung zu entfalten und schließlich selbstbewusst Raum einzunehmen”. Im Interview gibt Helen wertvolle Tipps zum Thema Sichtbarkeit, Positionierung und dem Wert von starken Visuals für deine Brand.


Der erste Schritt in die Sichtbarkeit

Wie traue ich mich sichtbar zu werden?

Sichtbarkeit ist ein großes Thema, gerade für viele Frauen. Hier geht im Kern immer um eine viel größere Frage und zwar „ist es sicher ich zu sein“? Unser Business ist ein Vehikel für unsere eigene innere Entwicklung. Hier kommen oft einige Themen an die Oberfläche. Beim Thema Sichtbarkeit geht es stark darum, nicht abgelehnt, ausgegrenzt, verspottet oder verurteilt zu werden. Das ist sehr menschlich. Wir alle suchen Zughörigkeit.

Gerade beim Personal Branding sind wir oft emotional stark mit unserem Thema verbunden, da kann sich jede Kritik wie Ablehnung anfühlen. Wichtig zu verstehen ist, dass nie wir als Menschen abgelehnt werden, sonder das, wofür wir stehen, was wir repräsentieren. Denn deine Präsenz ist nicht nur inspirierend, sondern kann auch ein großer Triggerpunkt für viele Menschen sein. 

Sichtbar zu werden bedeutet die „Arena“ zu betreten wie Brené Brown es nennt. Mitzuspielen. Das ist total mutig und das kann sich oft überwältigend anfühlen, weshalb die innere Haltung so wichtig ist. Als Systemische Coach sehe ich immer wieder wie wichtig genau das Coaching-Element im Branding-Thema ist. Oft sind es nicht nur Strategieprobleme weshalb Frauen nicht sichtbar werden, sondern innere persönliche und sogar kollektive Blockaden, die tief in unserer Ahn:innenlinie stecken.

Oft wirken verschiedene Anteile in uns, es mag einen Teil geben, der will sichtbar werden, der will in die Arena und vielleicht möchte ein anderer Teil in dir das nicht. Es ist wichtig diesen Teil nicht einfach unterdrücken zu wollen, sondern ihn da sein zu lassen, mit ihm zu sprechen, oft hat er etwas Wichtiges zu sagen.

Es ist wichtig, sich vorher zu überlegen mit welcher Haltung gehe ich an das Thema Personal Branding heran. Ich beleuchte in meinen Workshops oft gern das „Personal“ in Branding. Da steckt schon viel Potential für Fehlinterpretationen drin. Es macht einen großen Unterschied, ob ich Personal Branding als unangenehme Selbstdarstellung betrachte oder als Möglichkeit sehe, dass Menschen mich finden und ich ihnen helfen kann, ihre Probleme zu lösen. Der Kontext ist of Key.


Versuche diese kleine Übung zum Thema „Re-framing"

Beispiel-Angst: „Die werden mich auslachen“

Reframing:

„Es werden nicht alle mögen, was ich zusagen habe und das ist ok. Jede:r darf ihre/seine eigene Meinung haben. Ich habe das Recht meine zu äußern.“


Helen Woltering, Gründerin von Wild Women Studios

Deine Positionierung - Helen’s Methode

Wie starte ich mit meiner Positionierung?

Das ist ein extrem wichtiger Dreh- und Angelpunkt für jede Selbstständige, für jedes Business. Viele wissen oft gar nicht, dass sie eine Positionierung brauchen, denn damit steht und fällt die Kund:innengewinnung. Viele starten mit den visuellen Dingen, designen ein Logo, überlegen sich ihre Farbpalette. Ich verstehe das, das macht Spaß, ist aber der absolut letzte Schritt im Branding. 

Der Startpunkt sollte die innere Klarheit sein. Stelle dir Fragen wie: „Bin ich mir über meine Zielgruppe im Klaren?“ Wer sind diese Menschen wirklich? Es reicht nicht, nur demografische Faktoren wie Geschlecht zu nennen, zum Beispiel Frauen, da dies zu allgemein ist. Viel wichtiger sind die psychografischen Merkmale. Wenn deine Zielgruppe „Frauen“ sein sollen, dann frage dich: Welche Frauen genau? Welche Herausforderungen haben sie? Wo kommen sie alleine nicht weiter? Wie bringe ich sie von A nach B, und was ist ihr sehnlichster Wunsch, ihr Ziel?

Ich arbeite nach meiner eigenen Methode und zwar die „INSIDE OUT METHODE“, da geht es um drei ganz konkrete Schritte:

1. KNOW WHO YOU ARE

Im ersten Schritt ist es wichtig, zu wissen, wer du in dem neuen Kontext der Selbstständigkeit oder Unternehmer:innentum sein möchtest, wo du dich hinbewegen willst. Und dass du deine sogenannte Zone of Genius kennst, das, was dir natürlich leicht fällt, sowie deinen beruflichen Sweet Spot, der sich aus deinen Fähigkeiten, Talenten und Interessen zusammensetzt.


2. OWN WHO YOU ARE

Im zweiten Schritt schaust du dann, wo dein Sweet Spot auf ein Problem und Bedürfnis im Markt trifft. Etwas zu „ownen“ bedeutet wirklich deine Stärken zum Einsatz zu bringen, und ein konkretes Problem für eine konkrete Zielgruppe zu lösen. Das positioniert dich klar und Menschen verstehen wie du ihnen helfen kannst.


3. SHOW WHO YOU ARE 

Im dritten Schritt geht es darum, deinem Fundament durch Design, Farbe und Stil Ausdruck zu verleihen. Um dich aus der Masse abzuheben, ist nicht nur deine Positionierung wichtig, sondern auch WIE du sie darstellst. Menschen spüren, ob etwas authentisch ist oder nicht. Dein Brand Design ist die logische Konsequenz deines Fundaments. Hier arbeite ich von innen nach außen, weg von „Trends“ und dem, was „man so macht“, hin zu dem, was wirklich du bist, was sich stimmig anfühlt und was deine größere Vision transportiert – das Gefühl, das deine Kunden nach der Zusammenarbeit mit dir haben sollen. Das ist sehr psychologisch, besonders bei den Farben deines Brandings. Farben lösen Emotionen aus.


Deine Personal Branding Strategie

Wie finde ich meine Personal Branding Strategie für Social Media? Wie kann ich effektiv kommunizieren?

Die Positionierung ist der Schlüssel zu allem, auch zu deinem Content. Sie bildet das Fundament für deine gesamte Markenkommunikation und sorgt dafür, dass deine Botschaft klar und konsistent bleibt. Übertrage deine Positionierung in einer ansprechenden Form auf deine Insta-Bio. Instagram ist wie dein digitales Schaufenster und sollte regelmäßig aktualisiert werden. Gleichzeitig kannst du, wie Carrie Bradshaw sagen würde, auch kreativ „outside the lines“ denken. Deine Positionierung sollte dich nicht einschränken, sondern Raum für deine Kreativität lassen.

Als Orientierung: Überlege dir, wem du selbst gerne folgst und warum. Was gefällt dir an diesen Personen? Was kannst du daraus für deinen eigenen Social-Media-Auftritt ableiten? Berücksichtige sowohl deine Zielgruppe als auch deine eigenen Vorlieben, um Begeisterung zu wecken. Es ist einfacher, wenn du deine Stimme und deinen einzigartigen Stil gefunden hast. Denn nicht nur, was du tust, ist wichtig, sondern vor allem, wie du es ausdrückst. Das ist es, was Menschen wirklich bewegt und berührt.


Deine “Visual Voice”

Wie kann ich eine starke “visual voice” entwickeln?

Die Aufmerksamkeitsspanne auf Instagram ist nur 2-3 Sekunden kurz, auf Websites sind es zwischen 8-10 Sekunden. Eine starke Bildsprache ist daher unerlässlich. Wir werden täglich von Informationen überwältigt, und Bilder spielen eine zentrale Rolle, da sie Emotionen auslösen und das Unterbewusstsein ansprechen – dort, wo Kaufentscheidungen getroffen werden.

Deine Visual Voice hängt stark davon ab, wie gut du dich selbst kennst. Authentische Fotos sprechen Bände, während generische Bilder oft nicht den gewünschten Effekt erzielen. Die Bildsprache deiner Marke sollte deine einzigartigen Attribute und Werte widerspiegeln. Zum Beispiel drücken sich Sinnlichkeit, Femininität und Ruhe bildlich, visuell anders aus als Mut, Exzentrik und Humor.

Ich arbeite mit einem Farbberatungsstudio in Mailand zusammen, das einen neurowissenschaftlichen Farbtest anbietet. Dieser Test identifiziert die Farben, die du im Laufe deines Lebens als schön abgespeichert hast. Diese Farben sind an schöne Emotionen geknüpft und bilden deine Chromatic Identity – deine Farbidentität. Sie geben tiefen Einblick in deine Persönlichkeit, deinen Stil und deine Visual Voice, einschließlich der Balance zwischen hellen und dunklen Tönen. Das Ergebnis ist eine eine absolut authentische, ausdrucksstarke (Online)- Präsenz.


Liebe Helen, danke dir für das spannende Interview!